Der 09.11. ist ein einschneidender Tag in der deutschen Geschichte. Vor 86 Jahren, am 09.11.1938, fanden Hass und Gewalt gegen unsere jüdischen Mitbürger und Mitbürgerinnen ihren ersten schrecklichen Höhepunkt. Männer Frauen und Kinder wurden in den folgenden Jahren durch den nationalsozialistischen Rassenwahn millionenfach um Heimat, Besitz- und vor allem ihr Leben gebracht. Unter Ihnen Bürgerinnen und Bürger hier aus Osterholz-Scharmbeck.
Mit unserer Lichterkette wollen wir jedes Jahr aufs Neue zeigen, dass wir nicht vergessen. Gleichzeitig wollen wir ein Zeichen für Menschlichkeit, Vernunft und Demokratie setzten.
Dies ist uns auch dieses Jahr gelungen. Um die 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben unseren jüdischen Mitbürgern gedacht und eine Lichterkette gebildet.
Jedes Licht war nicht nur ein Zeichen der Erinnerung und Mahnung, sondern auch der Hoffnung. So sagte es unsere Vorsitzende Kristin Lindemann in ihrem Redebeitrag.
Jannis Gerken wies darauf hin, dass Themen wie Antisemitismus und Rassismus noch immer traurige Realität sind und rief dazu auf, sich dem mutig entgegenzustellen und für Demokratie einzutreten.
„Wir sind dankbar für die Teilnahme an unserer Lichterkette. Am 09.11.2022 haben wir ein Zeichen für Menschlichkeit und Respekt und gegen Antisemitismus, Hass und Rassismus.“
Diesen Redebeitrag haben wir gehalten:
Wir sind heute zusammengekommen, um ein Licht zu entzünden. Wir entzünden ein Licht zur Erinnerung
Wir erinnern uns an heute vor 84 Jahren. An den 09.11.1938. Reichpogromnacht. Wir erinnern uns an den ersten Höhepunkt von Hass und Gewalt gegen jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger. Wir erinnern uns Männer Frauen und Kinder, die in den folgenden Jahren durch den nationalsozialistischen Rassenwahn millionenfach um Heimat, Besitz- und vor allem ihr Leben gebracht wurden. Bürgerinnen und Bürger- Menschen- hier aus Osterholz-Scharmbeck. An all diese Menschen erinnern wir uns, wir gedenken ihnen und wir vergessen nicht.
Dafür entzünden wir ein Licht.
Wir entzünden ein Licht der Erinnerung und der Mahnung.
Wir haben uns erinnert, wohin Rassismus und ideologisch motivierter Hass führen können. Dies darf nie wieder passieren. Deshalb entzünden wir ein Licht der Erinnerung und der Mahnung.
Die Reichpogromnacht liegt nun 84 Jahre zurück, doch Antisemitismus, Rassismus und Vorurteile sind in unserer Gesellschaft noch immer allgegenwärtig. Wir mahnen vor dieser Gefahr. Gestern und im hier und jetzt. Wir mahnen, denn noch immer leben wir in einer Welt, in der Sicherheitsleute vor jüdischen Synagogen notwendig sind. Wir mahnen, denn in ganz Deutschland steigt die Anzahl der Angriffe auf Juden und Jüdinnen drastisch. So sind dem Bundeskriminalamt für 2021 3.027 antisemitisch motivierte Straftaten bekannt. Wir mahnen, denn auch heute noch verbreiten Rechtspopulisten und Rechtspopulistinnen antisemitisches und rassistisches Gedankengut. Auch heute werden Menschen aus solchen Motiven terrorisiert. Ein Alarmzeichen ist das Ergebnis der diesjährigen niedersächsischen Landtagswahl, bei die AfD mit 10,9% 18 Sitze erhielt – damit nur 6 Sitze weniger als die nächst größere Partei.
Wir mahnen auch heute nicht wegzuschauen und wachsam zu sein für jegliche Form von Antisemitismus und Diskriminierung. Wir mahnen aufzustehen und Widerstand zu leisten. Wir mahnen zu handeln.
Dafür entzünden wir ein Licht
Wir entzünden ein Licht der Erinnerung, der Mahnung und der Hoffnung
Wir schöpfen Hoffnung aus Ihnen, jedem Menschen der heute hergekommen ist, um ein Licht zu entzünden. Wir haben Hoffnung in die Botschaft die wir ausstrahlen. So wie wir hier heute stehen. Schauen Sie sich um, wie viele wir heute sind. Wir entzünden ein Licht der Erinnerung, der Mahnung und der Hoffnung. Wir setzten ein Zeichen für Menschlichkeit, Toleranz, Respekt und Offenheit. Gemeinsam!
am 9. November 1938 erreichte die Verfolgung der jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger im Deutschen Reich ihren ersten Höhepunkt. In einer vorbereiteten und geschürten nationalistischen und rassistischen Stimmung wurden Menschen gefoltert, getötet, Synagogen wurden niedergebrannt, Existenzen vernichtet. Jahre der Verfolgung und Demütigung waren dem vorausgegangen. Sie betrafen eine Vielzahl von Menschen, die von einer NS-Ideologie zu „Feinden“ erklärt wurden. Allein in Osterholz-Scharmbeck fielen 23 Jüdinnen und Juden dem nationalsozialistischen Terror zum Opfer.
Auch heute noch verbreiten Rechtspopulisten und Rechtspopulistinnen antisemitisches und rassistisches Gedankengut. Auch heute werden Menschen aus solchen Motiven terrorisiert. Ein Alarmzeichen ist das Ergebnis der diesjährigen niedersächsischen Landtagswahl, bei die AfD mit 10,9% 18 Sitze erhielt – damit nur 6 Sitze weniger als die nächst größere Partei. Auch bei der vergangenen Kommunalwahl hätte diese Partei einen Sitz im Osterholz-Scharmbecker Stadtrat erhalten.
Wir nehmen das nicht so hin. Wir gedenken am 9. November unserer ehemaligen jüdischen Mitbürgern und Mitbürgerinnen, die Opfer der antisemitischen Verfolgung im NS-Staat wurden. Als Zeichen gegen Hass und Rassismus bilden wir eine Lichterkette für Toleranz, Vielfalt, Respekt und Demokratie.
Am Abend des 9. November um 18:20 Uhr treffen wir uns am jüdischen Denkmal, dem Platz der ehemaligen jüdischen Synagoge (Bahnhofstraße 105, 27711 Osterholz-Scharmbeck). Die Lichterkette startet direkt im Anschluss an die städtische Veranstaltung, die um 18:00 Uhr am selben Ort beginnt.
Wir würden uns freuen, wenn Sie an der Lichterkette teilnehmen und eine Kerze mitbringen.
Lassen Sie uns gemeinsam ein Zeichen setzten gegen Antisemitismus und Rassismus. Lassen Sie uns ein Licht entzünden für Vielfalt, Toleranz und Demokratie.
Viele Genossinnen und Genossen (sowie Freunde) haben an der Aktion „Ein Licht gegen das Vergessen. Ein Licht der Mahnung.“ teilgenommen und zu Hause eine Kerze angezündet.
Hier möchten wir einige Bilder, die uns bereitgestellt wurden zeigen.
Vorweg ein persönlicher Text von Klaus Sass:
Die Stadt Osterholz-Scharmbeck gedenkt seit vielen Jahren der schrecklichen Ereignisse in der sogenannten Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938.
Wir tun dies selbstverständlich auch an diesem 9. November 2020, einem Tag, an dem wir mit emotionaler Anteilnahme und Freude den 31. Jahrestag des „Falls der Mauer“ feiern.
Das Geschehen vom 9. November 1938 kann und darf damit nicht in Vergessenheit geraten. Der 9. November 1938 mit einem von den Nationalsozialisten heimtückisch in Szene gesetzten Pogrom an den jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern, bleibt für alle Zeiten das Symbol eines Zivilisationsbruchs, der von diesem Tag an zu einem systematisch organisierten Völkermord an Millionen Juden führte und auch andere Minderheiten vernichtete.
Lasst uns gemeinsam dafür beten und daran mitwirken, dass radikale Tendenzen keinen Nährboden finden und dass die Zeichen der Hoffnung inunserem Land und in der Welt überwiegen.
In der besonderen Situation, in der wir uns jetzt befinden, müssen wir auf viele Aktivitäten verzichten, die uns wichtig sind. Vernunft und gegenseitiges Schutzbedürfnis sagen uns: „So gern wir uns auch in diesem Jahr wieder am gewohnten Ort treffen würden – es geht nicht!“
Dies gilt auch für die Lichterkette, zu der die örtlichen Jungsozialisten und der SPD-Ortsverein seit einigen Jahren einladen.
Am Abend des 9.November, dem Tag der Reichspogromnacht von 1938, trafen sich Bürgerinnnen und Bürger, um ein Licht der Mahnung anzuzünden. Ein mahnender Lichtschein gegen Antisemitismus, Rassismus, Gewalt, Fremdenfeindlichkeit und Hass gegen Menschen anderen Glaubens. Gedenken an die Menschen, die im Verlaufe der Geschichte Hass und Gewalt zum Opfer fielen. Erinnerung daran, dass unmenschliches Verhalten und mangelnder Respekt vor anderen in unserer heutigen Zeit immer noch schlimme Auswirkungen haben.
Jusos und SPD-Ortsverein hätten auch 2020 gern zur Lichterkette eingeladen. Sie bedauern, dass dies aus gegebenem Anlass nicht möglich ist. „Dennoch“, so Kritistin Lindemann und Frederick Burdof für die Jungsozialisten, „sollten wir uns alle am 9.November an die Opfer erinnern und uns dem Gedanken der Warnung und Mahnung vor Fehlentwicklungen von heute zuwenden. Auch ohne Lichterkette können wir ein Lichtzeichen senden. Indem wir – jeder für sich (unter Beachtung aller derzeit geltenden Vorschriften) – am Mahnmal für die 1938 ermordeten Juden“ oder auch in unseren häuslichen Fenstern eine Kerze für sie und für alle Opfer der Gegenwart entzünden. Um Aufmerksamkeit für das Ereignis zu erzeugen, könnte jeder mitmachen und ein Bild seines Lichts auf den sozialen Medien mit dem #lichterketteohz hochladen.
Gerade in Zeiten, in denen unsere Rücksichtnahme und Solidarität mehr denn je gefordert sind, bekommt der Gedenktag des 9. Novembers ein zusätzliche Bedeutung. Verbunden mit der Aufforderung, den Mitmenschen nicht aus dem Blick zu verlieren und Mitmenschlichkeit zu bewahren.